Henry ist am 20. Januar 2013 bei uns eingezogen. Er stammt aus einem bulgarischen Tötungslager, in dem er drei Monate lang in einem dunklen Verlies ohne Fenster saß, in dem ihm die meiste Zeit nicht einmal das elektrische Licht eingeschaltet wurde. Es ist ein Wunder, dass er diese Tortur überhaupt überlebt hat. Tierschützer fanden ihn dort den ganzen Tag vor sich hin wimmernd und sorgten dafür, dass er zumindest mit mehreren anderen Hunden in einen Außenbereich gebracht wurde. Allerdings wurde er dort ziemlich gemobbt, weshalb er sich nur selten aus der Hütte traute, denn Henry versucht wirklich alles, um Ärger aus dem Weg zu gehen. Die Tierpfleger dort führten ihn ab und zu an einem Strick durch das Gehege.
Als Henry in der Tötung abgegeben wurde, war er ein bildschöner Hund mit glänzendem Fell. Nach einigen Monaten war er abgemagert, depressiv, voller Angst und Verzweiflung. Sein Fell wurde stumpf und er begann, sich mit stereotypem Lecken die Pfoten und Beine zu verletzen. Als er bei uns nach 40stündiger Fahrt ankam, war er völlig am Ende und hatte zusätzlich eine tiefe Schnittwunde an einer Pfote, die genäht werden musste. Außerdem wurde ein Meniskusschaden festgestellt, der aber hoffentlich ganz verheilen wird.
Henry ist gut verträglich mit Artgenossen und fährt gern im Auto mit. Er legt dann den Kopf auf die Schulter des Fahrers und schaut raus. Er geht sehr ordentlich an der Leine und freut sich über jede Zuwendung. Von den bulgarischen Kollegen wurde uns berichtet, dass er Angst vor Männern hat, weil er früher viel von Männern geschlagen wurde. Bei uns zeigt er diese Angst nicht, allerdings sind die mit uns zusammen arbeitenden Männer auch geschult im Umgang mit unsicheren Hunden.
Wir glauben, das Henry sich körperlich wieder vollständig erholen wird. Seine Seele hat jedoch so viele Wunden, dass er wohl nicht mehr vermittelt werden kann, denn wenn er große Angst bekommt, geht er bei unbekannten Personen auch nach vorne und beißt – was anhand seiner Geschichte verständlich ist, eine Vermittlung aber sehr erschwert. Wir suchen daher Paten für Henry, die seinen dauerhaften Aufenthalt bei uns ermöglichen. Er soll bei uns ein gutes Leben haben und erleben dürfen, dass es auch nette Menschen gibt, mit denen er glücklich werden kann.
Am 08. Dezember 2013 haben wir nette Fotos von Henry machen können, als er Leckerchen im Hof gesucht hat, die wir für ihn versteckt hatten:
Zu einem späteren Zeitpunkt wurden diese schönen Fotos von Henry im Sommer gemacht:
Und im anschließenden Herbst diese hier am Chiemsee:
Am 05. Ebruar 2018 ist Henry bei uns im TierHeim gestorben. Er hatte Knochenkrebs und seine Schmerzen wurden trotz der Medikamente zu groß. Wir wollten ihn nicht unnötig leiden lassen und haben ihn abends im Beisein seiner Menschenfreunde Michi, Eva und Rita unter den wachsamen Augen seiner Zimmernachbarin Giza eingeschläfert. Um 21.31 Uhr machte er seinen letzten Atemzug. Wir werden ihn sehr vermissen und niemals vergessen. Er war ein großartiger Lehrmeister und eine Bereicherung für unser TierHeim. In unserem Herzen lebt er weiter.